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1. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. III

1870 - Halle : Schwetschke
Dorwort. Bei Abfassung und Beurtheilung eines Lehrbuchs ist zunächst der Standpunkt ins Auge zu fassen, von welchem aus die speciellen Zwecke, Aufgaben und Ziele derjenigen Lehranstalten, für welche es bestimmt ist, zu übersehen und zu erkennen sind. Diesen Standpilnkt habe ich in meinem vor einem Jahre in demselben Verlag erschienenen und mit Beifall auf- genommenen „Lehrbuch der deutschen Sprache, enthaltend eine systematische Grammatik mit classischen Beispielen und practischen Uebungsaufgaben an realen Sprachftücken h." genau umschrieben. Ich komme also hier nicht wieder darauf zurück. Daß ich aber schon nach Jahresfrist eine neue Schrift, das vorliegende Lehrbuch der Erdkunde, erscheinen lasse, darf nicht die irrthümliche Meinung erwecken wollen, als ob dieses Buch in dieser Zeit erst geschassen worden wäre; es ist schon seit mehreren Jahren in seinen einzelnen Theilen vorhanden gewesen, als Präparationen für den Unterricht, nach den besten Hilfsmitteln und Lehrbüchern, als Ergänzungen und Berichtigungen zur geographischen Wissenschaft rc. Zwischen beiden erwähnten Lehrbüchern besteht nicht nur eine Uebereinstimmung des Planes, sondern auch der äußern Gliederung, die für den Lernenden nur nutzbringend und wünschenswerth sein kann. Die ersten Theile des geographischen Lehrbuchs, die mathematische und physikalische, oder die allgemeine Geographie, sind hier nur in ihren Grundlehren behandelt worden, dagegen die politische Geographie, die auf der Grundlage jener beruht, in größerer Ausführ- lichkeit, mit Hervorhebung des Kaufmännischen und Volkswirthschaft- lichen, als z. B. der Ein- und Ausfuhr, Ausfuhrprodukte, Staats- schulden, Handelsflotte u. s. w., sowie sie der Zweck der realen Bildung bei angehenden Kaufleuten und Industriellen nöthig macht. Dabei ist aber das wissenschaftliche Princip des erdkundlichen Unterrichts nicht zurück- gestellt worden, das die Erde als die Entwickelungsstätte der Menschheit, den Fortschritt der Cultur als das Werk freier Geiftesthat inmitten des natürlich Gegebenen, des geschichtlich Gewordenen auffaßt; das Natur und Gejchichte, Land und Volk, die Gliederungs- und Naturverhältnisse der Erdoberfläche und den Entwickelungsgang der Menschheit als Warum und Weil aufzeigt. Das Volks- und Staatsleben ist streng gebunden an die Gesetze der Natur, an Abstammung, an Boden und Klima, an die welt-

2. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. IV

1870 - Halle : Schwetschke
Iv Vorwort. geschichtliche Vergangenheit und Gegenwart der Menschheit in der Con- tinuität ihrer räumlich-zeitlichen Entfaltung als einer organischen Einheit in des Wortes höchster Bedeutung. So wie der Geschichtsunterricht seinen Zweck verfehlen würde, wenn er blos in Mittheilungen über Krieg und Schlachten, Entstehung und Untergang von Reichen, Namen und Zahlen u. s. w. bestünde und nicht zuni Verständniß der historisch gewordenen Verhältnisse führte: so auch der geographische Unterricht, wenn er nur möglichst viele Namen für Berge und Flüsse, Länder und Städte u. s. w. geben und nicht zu der Erkenntniß führen würde, daß die natürlichen Dinge nur die Bedingungen des über die Erde verbreiteten Lebens sind, dessen höchste Thätigkeit sich im Menschen vollzieht. Um nun aber auch zugleich neben der gemessenen Systematik eine gewisse Fülle im Detail oder richtiger das Element der Beschreibung und Schilderung zu geben, sind an geeigneten Stellen im Lehrbuche Bilder und Skizzen, nach den vorzüglichsten Darstellern, wenn auch nur in kleinern Rahmen und mäßiger Ausdehnung, eingefügt worden, damit der Lernende Muster vor sich habe, nach welchen er seine erworbenen geographischen Kenntnisse in fließender Rede mündlich und schriftlich zur Aufsatzform zu gestalten vermöge; denn jegliches Verständniß beruht darin, daß man das Ganze in seinen Theilen, das Allgemeine im Besondern, und umgekehrt, richtig schaut. Es bedarf schließlich wohl kaum noch der Erwähnung, daß der geographische Unterricht, der in seinen Elementen Anschauungsunterricht ist, ohne Kartenwerke, Abbildungen und Modelle und bildliche Erläute- rung des Vortrags nicht ertheilt werden darf. Möge denn auch dieses Lehrmittel eine wohlwollende Aufnahme finden. Leipzig, im Monat August 1870. Dr. H. Th. Traut.

3. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 3

1870 - Halle : Schwetschke
Ärslrr ©heil. Mathematische Geographie (in ihren Grundlehren). Erstes Haumück: Der 8tern6nhimmet. §. 1. Vorstellungen vom Weltall. 1. ^tolemäus, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. lebte und der berühmten Schule zu Alexandrien angehörte, machte den ersten Versuch, wissenschaftliche Erklärungen über die Erscheinungen am Firmamente zu geben, nachdem das Alterthum sich nur in Mythen dar- über ausgesprochen hatte. Nach des Ptolemäns System steht die Erde fest inmitten von elf hohlen Kugelschalen, die in verschiedenen Abständen immer größer werdend einander einschließen. In jede dieser Hohlkugeln, die man sich aus fester kryftallartiger Masse bestehend dachte, versetzte er Himmelskörper und zwar in die nächste den Mond, in die folgenden Mercur, Venus, Sonne, Mars, Jupiter und Saturn, daun in die achte die sämmtlichen Fixsterne, und die letzten drei benutzte er zu Erklärungen anderer Erscheinungen. Dies ptolemäische System, das mit vielen Er- scheinungen im entschiedensten Widerspruche steht, galt durch das ganze Mittelalter hindurch, obwohl in einzelnen Köpfen schon manche Zweifel aufstiegen. Wie unwahrscheinlich, dachten schon damals manche, daß die großen Weltkörper sich um die kleine Erde bewegen sollen, daß der von uns Menschen bewohnte Weltkörper solchen Vorzug genieße, u. s. w. Da entstand als Verbesserung das sogenannte ägyptische System, nach welchem Mercur und Venus zu Trabanten der Sonne gemacht wurden, die letztere aber ihren Lauf um die Erde beibehielt. Auch dieses System besriedigte nicht, indem es vieles Wichtige unerklärt ließ und zu mancherlei wunderlichen und spitzfindigen Annahmen seine Zuflucht nahm. 2. Erft in der Mitte des 16. Jahrhunderts, im Reformations- Zeitalter, erfaßte Nico laus Copernicus, ein Domherr in der Stadt Frauenburg am Frischen Haff in der Provinz Preußen, die große Idee der wahren Weltordnung, die der Sonne den Mittelpunkt an- wies, um welchen sich die Planeten, und also auch unsere Erde, in Kreisen bewegen, und die tägliche Bewegung der Himmelskörper nur scheinbar und als die Folge der Um- drehung unserer Erde hinstellte. Die Ausbreitung dieser neuen Weltanschauung war in jener Zeit des finstern Aberglaubens nicht nur schwierig, sondern auch gefährlich, und es ist bekannt, daß der aus- gezeichnete italienische Astronom Galilei, der das copernicanische System 1*

4. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 4

1870 - Halle : Schwetschke
4 Der Sternenhimmel. annahm und weiter ausbildete, gezwungen wurde, öffentlich die Bewegung der Erde zu widerrufen, da das ganze System in wörtlichem Widerspruche mit einigen Stellen der heiligen Schrift steht. 3. Da trat der große Kepler auf, der 1571 zu Weil in Würtemberg geboren war, und indem er alles seither Bekannte und namentlich die von seinem Zeitgenossen Tycho de Brahe (gest. 1601) gemachten vortrefflichen Beobachtungen zu Hilfe nahm, entwickelte er jene ewig denkwürdigen Gesetze, die sein Verdienst unübertroffen und seinen Namen unsterblich machen. Kepler's Gesetze bestehen in folgendem: a) Die Bahnen der Planeten sind Ellipsen, die einen Brennpunkt gemeinschaftlich haben, in welchem sich die Sonne befindet. b) Jeder Planet beschreibt in gleichen Zeiten gleiche Flächenräume. c) Die Ouadratzahlen der Umlaufszeiten von je zwei Planeten ver- halten sich zu einander, wie die Kubikzahlen der mittleren Ent- fernungen dieser beiden Planeten von der Sonne. 4. Den Schlußstein der theoretischen Betrachtung des Weltalls fügte der berühmte Newton (geb. 1642, gest. 1727) hinzu. Von ihm geht nämlich die Ansicht aus, daß eine Grundursache der Bewegungen der Himmelskörper in der zwischen denselben stattfindenden reciproken Anziehung sei, die er Schwere oder Gravitation nannte. (Vergl. § 10,3.) Er zeigte, daß die Größe dieser Anziehung zunimmt mit der Masse eines Körpers, und daß sie abnimmt, je weiter die sich anziehenden Körper von einander entfernt sind. Nachdem auf diese Weise einmal unumstößliche Gesetze aufgestellt waren, gelang es nach und nach, manche Unvollkommenheiten, die sich noch zeigten, zu beseitigen. §. 2. Scheinbare Bewegung der Gestirne. 1. Sowie die Sonne um die Erde, so scheint sich auch das ganze Himmelsgewölbe von Osten nach Westen um die Erde zu drehen. 2. Beobachten wir am sternhellen Abend einen Stern am Himmel, so bemerken wir, daß er sich in Bewegung befindet. Er ist im Osten hinter der Erde auf- und in südwestlicher Richtung emporgestiegen, bis er seine höchste Höhe am Himmel, seinen Kulminationspunkt, erreicht hat. Dann neigt er sich abwärts nach Westen in nordwestlicher Richtung, bis er endlich hinter der Erde wieder verschwindet. In circa 12 Stunden hat der Stern diesen Weg vollendet und seinen Tagbogen beschrieben. Nun beschreibt er in derselben Zeitdauer seinen Nachtbogen, der unserm Auge selbstverständlich unsichtbar bleibt, und erscheint am folgenden Abende an demselben Orte, um aufs neue ziemlich um dieselbe Zeit im Osten wieder aufzugehen. 3. Beobachten wir weiter einen andern Stern, der nach Süden zu seinen Aufgang nimmt, so bemerken wir, daß sein Tagbogen kleiner und er in weniger als 12 Stunden im Westen (am westlichen Horizonte) angekommen ist. Seine Bahn ist kleiner als ein Halbkreis. Je weiter überhaupt ein Stern nach Süden zu aufgeht, desto kleiner wird sein Tagbogen, so daß endlich die südlichsten Sterne kaum eine Stunde lang an dem uns sichtbaren Himmel verweilen. 4. Anders verhält sichs mit den Sternen, die wir weiter nördlich am östlichen Horizonte bemerken. Sie beschreiben größere Tagbogen als

5. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 10

1870 - Halle : Schwetschke
10 Der Sternenhimmel. 4. Ob sie ihr Licht von der Sonne erhalten oder eigenes haben, oder ob beides zugleich stattfindet, ist noch nicht erwiesen, wenngleich die meiste Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß sie eigenes Licht haben. 5. Die Bahnen, in welchen sich die Kometen bewegen, sind krumm- lienig (Curven); ob sich alle in Ellipsen bewegen, ist ungewiß. Ihre Umlaufszeit dauert meist sehr lange, und namentlich einige der schönsten Kometen, wie die von 1680, von 181! u. a. sollen erst nach 1500 bis 8000 Jahren wiederkehren. Anmerk. Der große Komet von 1811 ist etwa zur Zeit des Trojanischen Krieges zum vorletzten male erschienen; 4700 wird er vielleicht wiederkehren. Das Copernicanische Weltsystem. Die wissenschaftliche Revolution, deren Urheber Nicolaus Copernicus war, hat das seltene Glück gehabt (eine kurze rückschreitende Bewegung der Tychonischen Hypothese abgerechnet) ununterbrochen zum Ziele, zur Entdeckung des wahren Weltbaues zu führen. Die reiche Fülle genauer Beobachtungen, welche der eifernde Gegner selbst, Tycho de Brahe, lieferte, begründete die Entdeckung der ewigen Gesetze planetarischcr Bewegung, die Kepler's Namen einen unsterblichen Ruhm bereiteten und von Newton gedeutet, theoretisch als nothwendig erwiesen, in das Lichtreich des Gedankens, eines denkenden Erkennens der Natur, übertragen wurden. Man hat mit Scharfsinn, aber vielleicht mit zu schwacher Bezeichnung des freien, selbständig die Gravitations- Theorie schaffenden Geistes gesagt: „Kepler schrieb ein Gesetzbuch, Newton den Geist der Gesetze". Die sinnbildlichen dichterischen Mythen pythagorischer und platonischer Weltgemälde, wandelbar wie die Phantasie, die sie erzeugt, fanden theilweise noch ihren Reflex in Kepler; sie erwärmten und erheiterten sein oft getrübtes Gemüth; aber sie lenkten nicht ab von der ernsten Bahn, die er verfolgte und an deren Ziel er gelangte zwölf Jahre vor seinem Tode in der denk- würdigen Nacht des 15. Mai 1618. Copernicus hatte durch die tägliche Rotation der Erde um ihre Achse eine genügende Erklärung der scheinbaren Umwälzung des Fixsternhimmels und durch die jährliche Bewegung um die Sonne eine eben so vollkommene Auslösung der auffallendsten Bewegungen der Planeten gegeben. Der gleiche Abstand, in welchem die Sterne von einander bleiben, indem das ganze Himmelsgewölbe sich von Osten nach Westen bewegt, hatte zu der Vorstellung eines Firmaments, einer soliden krystallenen Sphäre geführt, an welche sich Anaximenes (vielleicht nicht viel jünger als Pythagoras) die Sterne wie Nägel angeheftet dachte. Tycho de Brahe rühmt sich ausdrücklich des Verdienstes, durch seine Betrachtungen über die Kometenbahnen zuerst die Unmöglichkeit solider Sphären erwiesen, das künstliche Gerüst derselben zertrümmert zu haben. Er füllte den freien Himmelsraum mit Luft. Die große Entdeckung Kepler's, daß alle Planeten sich in Ellipsen um die Sonne bewegen und daß die Sonne in dem einen Brennpunkt dieser Ellipsen liegt, hat endlich das ursprüngliche copernicanische System von den excentrischen Kreisen befreit. Der planetarische Weltbau erschien nun objectiv, gleichsam architectonisch, in seiner einfachen Größe, aber das Spiel und der Zusammenhang der innern, treibenden und erhaltenden Kräfte wurde erst von Jsaae Newton enthüllt. Wie man schon oft in der Geschichte der allmählichen Entwickelung des menschlichen Wissens bemerkt hat, daß wichtige, aber scheinbar

6. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 11

1870 - Halle : Schwetschke
Mond, Erde und Sonne. u zufällige Entdeckungen, wie das Auftreten großer Geister sich in einen kurzen Zeitraum zusammendrängen, so sehen wir diese Erscheinung aus die auf- fallendste Weise in dem ersten Decennium des 17. Jahrhunderts wiederholt. Tycho, der Gründer der neuern messenden Astronomie, Kepler, Galilei und Bacon von Verulam, sind Zeitgenossen. Alle, außer Tycho, haben in reifen Jahren noch die Arbeiten von Descartes und Fermat erlebt. So verbreitete sich das Wissen über" die wichtigsten Gegenstände der Erscheinungs- welt in den himmlischen Räumen, wie über die Art, durch Erfindung neuer Organe, diese Gegenstände zu erfassen, in dem kurzen Zeitraume der ersten 10 bis 12 Jahre eines mit Galilei und Kepler anbrechenden, mit Newton und Leibnitz endenden Jahrhunderts. Die zufällige Erfindung der raumdurchdringenden Kraft der Fernröhre wurde zuerst in Holland, wahrscheinlich schon in den letzten Monaten des Jahres 1608 bekannt. Als die Nachricht von der in Holland gemachten Erfindung des telescopischen Sehens im Mai 1609 sich nach Venedig ver- breitete, wo Galilei zufällig anwesend war, errieth dieser das Wesentliche der Construction eines Fernrohrs und brachte sogleich das seinige in Padua zu Stande. Er richtete dasselbe zuerst auf die Gebirgslandschaften des Mondes, er durchforschte die Gruppe der Plejaden, die Milchstraße und die Stern- gruppe im Kopf des Orion. Dann folgten schnell hintereinander die großen Entdeckungen der vier Trabanten des Jupiter, der zwei Handhaben des Saturn (seine undeutlich gesehene, nicht erkannte Ringumgebung), der Sonnenslecken und der sichelförmigen Gestalt der Venus. Die Bekanntschaft mit dem Satelliten-System des Jupiter und die mit den Phasen der Venus haben den wesentlichsten Einfluß aus die Befestigung und Verbreitung des Copernicanischen Systems gehabt. Auf die Entdeckung der Nebenplaneten des Jupiter folgte bald die Beobachtung der sogenannten Dreigestaltung des Saturn. Schon im November 1610 meldete Galilei dem Kepler, daß „der Saturn aus drei Sternen bestehe, die sich gegenseitig berühren Die vielen dem Auge sichtbaren Kometen von 1577 an bis zu der Erscheinung des Halley'schen Kometen 1607 (acht an der Zahl) regte zu Speculationen über die Entstehung dieser Weltkörper an. (Nach dem „Kosmos v. Humboldt". Cotta'sche Ausgabe, zweiter Band, S. 350 ff.) §. 8. Mond, Erde und Sonne. 1. Der Mond ist für uns der nächste von allen Himmelskörpern, deshalb erscheint er uns größer als irgend ein Stern. Seine Entfernung von der Erde beträgt 50,000 Meilen. 2. Der Mond bewegt sich in 27 Tagen 7 Stunden 43 Minuten von Westen nach Osten um die Erde und in umgekehrter Ordnung um sich selbst. Bei seiner Bewegung um die Erde bleibt er aber nicht in gleicher Entfernung zu den übrigen Sternen, sondern bleibt hinter ihnen nach Osten zu zurück. Er bewegt sich scheinbar langsamer um die Erde, so daß wenn die Sterne 29 mal um die Erde gelaufen sind, er erst 28 mal diesen Weg gemacht hat. Nach dieser Zeit steht er wieder bei denselben Sternen; man nennt diese Zeit einen siderischen Monat. In dieselbe Stellung zur Sonne ist er aber in dieser Zeit noch

7. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 20

1870 - Halle : Schwetschke
20 Bewegungen auf der Erde. 3. Denken wir uns die Sonne im Mittelpunkte und um sie herum die Erdbahn — wie es wirklich ist — so würde, wenn die Erdachse horizontal ans der Erdbahn läge, die eine Halbkugel fortwährend Tag, die andere fortwährend Nacht haben; wenn aber die Erdachse vertical auf ihrer Bahn stände, so würden die verschiedenen Jahreszeiten nicht stattfinden können und Tag und Nacht an allen Orten der Erde immer- während gleich lang sein. Beides ist nicht der Fall. 4. Die Erdachse steht vielmehr auf der Erdbahn so, daß sie 23'/2° von der senkrechten Richtung abgeneigt und zugleich fortwährend nach ein und demselben Punkte des Himmels gerichtet ist. Diese sich immer gleichbleibende Richtung derselben nennt man den Parallelis- mus der Erdachse. Da die Erdachse senkrecht auf dem Aequator steht, dieser aber mit der Ekliptik einen Winkel von 23 V2 0 macht, so muß die Erdachse auf der Ekliptik in einem Winkel von 90° — 23 Va0= 602/3° stehen. Die Schiefe der Ekliptik. Da von der Größe der Neigung der Erdachse gegen die Ebene der Erd- bahn, also von der Schiefe der Ekliptik (d. h. von dem Winkel, wel- chen die scheinbare Sonnenbahn in ihrem Durchschnittspunkte mit dem Aequa- tor macht), die Vertheilung und Dauer der Jahreszeiten, die Sonnenhöhen unter verschiedenen Breiten und die Länge des Tages abhangen; so ist dieses Element von der äußersten Wichtigkeit für die astronomischen Klimate, d. h. für die Temperatur der Erde, insofern dieselbe Function der erreichten Mittagshöhen der Sonne und der Dauer ihres Verweilens über dem Hori- zonte ist. Bei einer großen Schiefe der Ekliptik, oder wenn gar der Erd- äquator auf der Erdbahn senkrecht stände, würde jeder Ort einmal im Jahre, selbst unter den Polen, die Sonne im Zenith (Scheitelpunkt) und längere oder kürzere Zeit nicht aufgehen sehen. Die Unterschiede von Sommer und Winter würden unter jeder Breite (wie die Tagesdauer) das Maximum des Gegensatzes erreichen. Die Klimate würden in jeder Gegend der Erde im höchsten Grade zu denen gehören, welche man extreme nennt und die eine unabsehbare verwickelte Reihe schnell wechselnder Luftströmungen nur wenig zu mäßigen vermöchte. Wäre im umgekehrten Falle die Schiefe der Ekliptik null, fiele der Erdäquator mit der Ekliptik zusammen: so hörten an jedem Orte die Unterschiede der Jahreszeiten und Tageslängen auf, weil die Sonne sich un- unterbrochen im Aequator bewegen würde. Die Bewohner des Pols würden nie aufhören sie am Horizonte zu sehen. Die mittlere Jahrestemperatur eines jeden Punktes der Erdoberfläche würde auch die eines jeden einzelnen Tages sein. Man hat diesen Zustand den eines ewigen Frühlings genannt, doch wohl nur wegen der allgemeinen gleichen Länge der Tage und Nächte. Ein großer Theil der Gegenden, welche wir jetzt die gemäßigte Zone nennen, würden, da der Pflanzenwuchs jeder anregenden Sonnenwärme entbehren müßte, in das fast immer gleiche, eben nicht erfreuliche Frühlingsklima versetzt sein, von welchem ich (Humboldt) unter dem Aequator in der Andes- kette, der ewigen Schneegrenze nahe, auf den öden Vergebenen (Paramos) zwischen 10,000 und 12,000 Fuß, viel gelitten. Die Tagestemperatur der Luft oscillirt dort immerdar zwischen 4'/2 ° und 9° Rüaumur. Das griechische Alterthum ist viel mit der Schiefe der Ekliptik beschäftigt

8. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 32

1870 - Halle : Schwetschke
32 Wasser und Land. samer; ihre Erscheinung hat eine Dauer von mehreren Secunden. Bisweilen (und neue Beobachtungen bestätigen das schon von Nicholson und Beccaria beschriebene Phänomen) werden ganz ohne vernehmbaren Donner, ohne An- zeige von Gewitter isolirte Wolken, welche hoch über dem Horizont stehen, ohne Unterbrechung auf lange Zeit leuchtend im Innern und an den Rän- dern; auch hat man fallende Hagelkörner, Regentropfen und Schneeflocken ohne vorhergegangenen Donner leuchten gesehen. In der geographischen Vertheilung der Gewitter bietet das peruanische Küstenland, „in dem es nie blitzt und donnert, den auffallendsten Kontrast mit der ganzen übrigen Tropenzone dar, in welcher sich zu gewissen Jahreszeiten fast täglich, 4 bis 5 Stunden nach der Kulmination der Sonne, Gewitter bilden. Nach den vielen von Arago gesammelten Zeugnissen der Seefahrer (Scoresby, Parry, Roß, Franklin) ist nicht zu bezweifeln, daß im allgemeinen im hohen Norden zwischen 70 o und 75 0 Breite elektrische Explosionen überaus selten sind. (Nach dem „Kosmos", erster Band.) Drilles Haumück: Wasser und Land. §. 29. Wasser. 1. Alles Wasser (im Meere, im See und Fluß) ist in einer fortwährenden Verdunstung begriffen, indem sich feine Schichten desselben an der Oberfläche in Luftform verwandeln und in die Atmosphäre em- porsteigen, wo sie sich zu Wolken bilden. 2. Das verdunstete Wasser zieht einerseits alle dem thierischen Kör- per beim Einathmen schädliche Dünste aus der Luft an sich und ver- schafft andererseits dem Lande die nöthige Feuchtigkeit mittelbar durch Speisung und unmittelbar durch Regen, Thau re. (§. 25). 3. Um diese wohlthätigen Wirkungen hervorbringen zu können, ist eben ein so großer Ueberschuß der Wassermasse über die Masse des trocknen Landes, wie die Erde ihn besitzt, erforderlich. 4. Die Wasserverdunstung ist so- bedeutend, daß das Meerwasser in 12 Stunden Vio Zoll seiner Höhe verliert, und das überall (in Ge- stalt von Regen re.) auf die Erde fallende Wasser würde, wenn es sich nicht verliefe oder eingesogen würde, in einem Jahre den ganzen Erd- ball beinahe 2vr Fuß hoch bedecken. 5. Diese ungeheure Masse des aus der Atmosphäre geschiedenen Wassers wird theils von der Erde und den Pflanzen eingesogen, theils sammelt es sich an, vorzüglich in den Gebirgen, wodurch die Quellen hauptsächlich ihr Dasein erhalten. §. 30. Land. 1. Die starren, nicht flüssigen, anscheinend unbeweglichen und un- veränderlichen Materien, aus denen das Land besteht, sind einem be- ständigen Formenwechsel unterworfen; hierbei sind dieselben Grund- ursachen wirksam, welche Luft und Wasser in Bewegung setzen. 2. Lawinen und Gletscher verändern gleichfalls und zwar aus großartige Weise die Oberflächenform des Landes.

9. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 45

1870 - Halle : Schwetschke
Der Mensch. 45 suiig legt die höchste Gewalt im Staate einem einzigen bei; die Mo- narchie wird znr Despotie, wenn der Monarch an kein Gesetz gebun- den ist; in der conftit nt io nellen Monarchie hat der Staat ein Grundgesetz (Constitution), nach welchem unter Mitwirkung der Volks- vertretung regiert wird. Als Gegensatz zur Monarchie besteht die Re- publik, die 'Mehrherrschaft; der Föderativ- oder Bundesstaat be- steht aus einer Mehrheit von Staaten, die je ihre besondere Regierung haben, aber zu einer Gesammtheit verbunden sind. Einheit des Menschengeschlechts« Abhängig, wenngleich in niederem Grade als Pflanzen und Thiere, von dem Boden und den meteorologischen Processen des Luftkreises, den Na- turgewalten durch Geistesthätigkeit und stufenweise erhöhte Intelligenz, wie durch eine wunderbare, sich allen Klimaten aneignende Biegsamkeit des Or- ganismus leichter entgehend: nimmt das Menschengeschlecht wesentlich Theil an dem ganzen Erdenleben. Durch diese Beziehungen gehört demnach das dunkle und vielbestrittene Problem von der Möglichkeit gemeinsamer Ab- stammung in den Ideenkreis, welchen die physische Weltbeschrcibung umfaßt. Das unermeßliche Reich der Sprachen, in deren verschiedenartigem Organismus sich die Geschicke der Völker ahnungsvoll abspiegeln, steht am nächsten dem Gebiet der Stammverwandtschast, und was selbst kleine Stammverschiedenhei- ten hervorzurufen vermögen, lehrt uns in der Blüte geistiger Kultur die hel- lenische Welt. Die wichtigsten Fragen der Bildungsgeschichte der Menschheit knüpfen sich an die Ideen von Abstammung, Gemeinschaft der Sprache, Un- wandelbarkeit in einer ursprünglichen Richtung des Geistes und des Ge- müthes. So lange man nur bei den Extremen in der Variation der Farbe und der Gestaltung verweilte und sich der Beschästigkeit der ersten sinnlichen Ein- drücke hingab, konnte man allerdings geneigt werden die Racen nicht als bloße Abarten, sondern als ursprünglich verschiedene Menschenstämme zu betrachten. Die Festigkeit gewisser Typen mitten unter der feindlichsten Ein- wirkung äußerer, besonders klimatischer Potenzen schien eine solche Annahme zu begünstigen: so kurz auch die Zeiträume sind, aus denen historische Kunde zu uns gelangt ist. Kräftiger aber sprechen für die Einheit des Men- schengeschlechts die vielen Mittelstufen der Hautfarbe und des Schädel- baues, welche die raschen Fortschritte der Länderkenntniß uns in neueren Zei- ten dargeboten haben; die Analogie der Abartung an anderen wilden und zahmen Thierclassen ; die sichern Erfahrungen, welche über die Grenzen frucht- barer Bastarderzeugung haben gesammelt werden können. Der größere Theil der Contraste, die man ehemals hatte zu finden geglaubt, ist durch die fleißige Arbeit Tiedemann's über das Hirn der Neger und der Europäer, durch die anatomischen Untersuchungen Vrolik's und Weber's über die Gestalt des Beckens hinweggeräumt. Wenn man die dunkelfarbigen afrikanischen Nationen in ihrer Allgemeinheit umfaßt, und sie dazu noch mit den Stämmen des süd- indischen und westaustralischen Archipels, mit den Papuas und Alfourous vergleicht, so sieht man deutlich, daß schwarze Hautfarbe, wolliges Haar und negerartige Gesichtszüge keineswegs immer mit einander verbunden sind. So lange den westlichen Völkern nur ein kleiner Theil der Erde aufgeschlossen war, mußten einseitige Ansichten sich bilden. Sonnenhitze der Tropenwelt

10. Lehrbuch der Erdkunde enthaltend die Grundlehren der mathematischen, physikalischen und politischen Geographie sammt der Länder- und Staatenkunde aller fünf Erdtheile - S. 46

1870 - Halle : Schwetschke
46 Der Mensch. und schwarze Hautfarbe schienen unzertrennlich. Erst die Heerzüge Alexan- ders, welche so viele Ideen der physischen Erdbeschreibung erregten, sachten den Streit über den unsichern Einfluß der Klimate auf die Volksstämme an. „Die Geschlechter der Thiere und Pflanzen — sagt einer der größten Ana- tomen unseres Zeitalters, Johannes Müller, in seiner alles umfassenden Physiologie des Menschen — verändern sich während ihrer Ausbrei- tung über die Oberfläche der Erde innerhalb der den Arten und Gattungen vorgeschriebenen Grenzen. Sie pflanzen sich als Typen der Variation der Arten organisch fort. Aus dem Zusammenwirken verschiedener, sowohl inne- rer als äußerer, im einzelnen nicht nachweisbarer Bedingungen sind die ge- genwärtigen Racen der Thiere hervorgegangen, von welchen sich die auffallend- sten Abarten bei denen finden, die der ausgedehntesten Verbreitung auf der Erde fähig sind. Die Men sch enracen sind Formen einer einzigen Art, welche sich ftuchtbar paaren und durch Zeugung fortpflanzen; sie sind nicht Arten eines Genus; wären sie das letztere, so würden ihre Bastarde unter sich unfruchtbar sein. Ob die gegebenen Menschenraeen von mehreren oder Einem Urmenschen abstammen, kann nicht aus der Erfahrung ermittelt wer- den." (Nach dem „Kosmos", erster Band.)
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TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
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